Die Digitalisierung im sozialen Bereich ist ein bedeutender Faktor und für die Gesundheitsanbieter ein großer Hoffnungsträger. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels geht es vor allem um die Vernetzung sozialer Angebote und gesundheitsrelevanter Einrichtungen.
Die Plattform »Digital Vital«, vorangetrieben von der Caritas Sozialstation St. Johannes in Erlenbach, soll diese Vernetzung im Kreis Miltenberg vorantreiben und beschleunigen. Die jetzt offiziell bestätigte Vorsitzende Nicole Pfeffer erklärt, warum sie sich dafür ehrenamtlich engagiert und wie sie das Projekt voranbringen will.
Frau Pfeffer, was sind Ihre Beweggründe, sich für diese Aufgabe im Ehrenamt zu engagieren
Hier geht es darum, das Miteinander in unserer Gesellschaft menschenfreundlich, zukunftsorientiert und innovativ zu denken und zu gestalten. Da ist aktives Tun gefragt.
Wie wurden Sie auf »Digital vital« aufmerksam?
Ich war bereits bei der Gründungsveranstaltung im März vergangenen Jahres dabei. Die Mitwirkenden sind alle Personen, denen unsere Region am Herzen liegt und an das Übermorgen denken. Das hat mich begeistert.
Sie hatten als Landtagskandidatin der FDP kandidiert. Die FDP ist nicht gerade für herausragende Aktivität in der Sozialpolitik bekannt, sondern eher als Wirtschaftspartei.
Das ist noch immer ein Trugschluss über die FDP, der leider fest verankert ist.
Was haben Sie sich als Allererstes vorgenommen?
Um das Projekt zum Erfolg zu führen, müssen wir mehrdimensional denken und handeln: Einerseits die Bekanntheit der Sozialgenossenschaft und ihrer neuen digitalen Plattform bei den Menschen steigern und dadurch auch für Akzeptanz und Aktivität in der App zu werben. Zweitens: Externe zu Beteiligten zu machen und ein starkes Netzwerk an Angeboten und Dienstleistungen aufzubauen. Und drittens: Heute schon an das Morgen denken und damit die Entwicklung für ein sich stetig kontinuierlich entwickelndes und attraktives Angebot zu sorgen. Am 6. November, 18 Uhr findet beispielsweise eine Veranstaltung zum Thema »Wie wollen wir in Zukunft leben, ist das Quartier die Lösung?« im Foyer der Frankenhalle statt. Hier soll ein Anstoß gegeben werden, den ländlichen Raum für Jung und Alt attraktiv zu gestalten.
Sie setzten sich schon seit langem für Regionalität und das Handwerk ein. Wo liegen die Schnittmengen?
Ich sehe den Untermain noch immer mit Potenzial zur Top-Drei-Region in Bayern. Dazu müssen wir Lebensqualität erhalten, weiter ausbauen und das Miteinander stärken. Alles wird vor Ort aufgebaut. Das Handwerk ist ein Anker bei den Menschen als Arbeitsheimat, als Partner der Vereine und Institutionen sowie bei örtlichen Initiativen und als Dienstleister, da wo es gebraucht wird.
Die App wurde intensiv vorbereitet und in den Kommunen vorgestellt. Wie bewerten Sie die weitere Zusammenarbeit mit den Gemeinden und Städten?
Als sehr wichtig und konkret. Kommunen werden doch an vielen Stellen dafür gescholten, dass sie noch immer nicht so digital sind wie alle danach rufen und es erwarten. Doch zu oft ist mit Digitalisierung ein Pseudowort platziert. Mit unserer App geben wir den Kommunen ein konkretes Tool an die Hand, das sie auf dem Weg zur digitalen Kommune unterstützt.
Welche Aufgabe haben die Mitglieder des Aufsichtsrats?
Sie sind Ratgeber, Multiplikatoren, Unterstützer, Kritiker und Prüfer – sie sind für mich und unser Team die stärkende Säule für das gemeinsame Ziel.
Gerade Senioren sind nicht unbedingt internetaffin. Wie wollen Sie diese Bevölkerungsgruppe erreichen?
Die Hemmschwelle in den Begegnungen und Berührungen mit unserem Angebot gering zu halten. Generationsübergreifend Schnittstellen schaffen, die die Angst und fehlende Affinität erst gar nicht aufkommen lassen. Und für erste Erfolgsmomente sorgen, die dann eine eigene Nutzung leichter machen.